Dienstag, 11. Dezember 2012

Pulled pork in nur 6 Stunden by Martin Frechen

Pulled Pork von Martin Frechen
In der Disziplin des Barbeque gleicht pulled pork einem Marathon Lauf. Der Lohn dieser Anstrengung ist für mich jedoch ohne Vergleich. Das Fleisch ist am Ende des Barbeque sehr weich, wunderbar saftig, herrlich aromatisch und zerfließt quasi auf der Zunge.
Leider dauert der Weg zu diesem Gipfel der fleischlichen Genüsse normalerweise 20 h und erfordert damit eine Hingabe und Ausdauer weit außerhalb der Norm. Das bedeutet entweder ein sehr frühes Aufstehen oder eine durchgegarte Nacht. Beides ist nicht sonderlich attraktiv, so dass die Sehnsucht nach einer Alternative naheliegt. Insofern war ich erfreut und skeptisch zugleich, als ich ein Rezept für nur 6 h erhielt. Das tolle ist, es funktioniert und das so zubereitete pulled pork schmeckt genauso erstklassig wie nach 20 Stunden!
Für alle die pulled pork nicht kennen, hier eine kleine begriffliche Klärung. Pulled pork kommt aus dem Amerikanischen Barbeque. Die Basis ist ein großes Stück Schweinefleisch, ich verwende den Nacken, und es wird so zubereitet, dass es am Ende des Garprozesses mit bloßen Händen zerrupft werden kann.
Wie kommt man nun dahin ohne sich die ganze Nacht und den darauffolgenden Tag um die Ohren schlagen zu müssen?

Tag 1 - Die Vorbereitung
Ich nehme für pulled pork ein großes Stück Schweinenacken von ca. 3,5 Kilogramm. Es empfiehlt sich gleich zwei Stücke zu machen, da sich pulled pork sehr gut einfrieren lässt. Nach dem kurzen Abspülen und Abtrocknen des Fleisches wird es mit einem dry-rub der eigenen Wahl eingerieben, mit Folie umwickelt und über Nacht im Kühlschrank gelagert. Mir gefällt das Rezept des ‚Jamaican Jerk’ pulled pork sehr gut, welches ich unten aufgeführt habe.
Pulled Pork von Martin Frechen Video 1


Tag 2 – das Barbeque
Mit der Zubereitung sollte man 8 Stunden vor dem gewünschten Verzehr beginnen. Gleich am Morgen wird das Fleisch aus dem Kühlschrank geholt, damit es sich an die Raumtemperatur gewöhnen kann. Zubereiten kann man pulled pork auf jedem Grill, der einem ermöglicht indirekt und unter Zuführung von Rauch zu grillen - sprich auf einem Smoker, Kreamikgrill, Pellet grill oder auch Gasgrill. Um die deutlich verkürzte Garzeit von 6 Stunden zu erreichen, wird das pulled pork zwischen 155 und 165 Grad Celsius gegart.
Kurz bevor das Fleisch in die Garkammer gelegt wird, fügt man dem Fleisch mit einer Fleischspritze eine flüssige Butter-Bier-Mixtur zu. Durch diese Flüssigkeit erhält das Fleisch von innen zusätzlich Würze, einen zarten buttrigen Geschmack und wird sehr saftig. Dabei sollte man nicht zu schnell spritzen, da sonst die Flüssigkeit wieder austritt. Bitte auch darauf achten, dass die Mischung nicht zu kalt wird, da sonst die Butter stockt und die Spritze verstopft.

In den ersten 2 Stunden des Garens arbeite ich mit recht viel Rauch, das ist aber Geschmacksache. Nach ca. 2,5 bis 3 Stunden hat sich auf der Oberfläche eine schöne dunkle Kruste gebildet. Dann ist es Zeit das Fleisch in feste Alufolie einzuwickeln und den restlichen Garvorgang in Alufolie fortzusetzen. Das pulled pork ist fertig, wenn eine Kerntemperatur von 95 Grad Celsius erreicht wird. Ist diese erreicht, sollte das pulled pork etwa eine halbe Stunde Zeit bei ca. 80 Grad Celsius ruhen, damit sich der Fleischsaft setzen kann.

Pulled Pork von Martin Frechen Video 2

Das Pullen, Rupfen und Essen
Das Zerrupfen wird mit den Händen gemacht. Um die Hitze aushalten zu können, braucht man Silikonhandschuhe, die man bei www.bbq24.de bestellen kann. Jetzt geht es archaisch zu und Vorsicht ist nicht erforderlich. Das Ergebnis sind köstliche ‚Fleischfetzen’ die wir am liebsten pur und mit einer Barbeque Soße essen. Vielfach wird pulled pork zusammen mit Weißkraut in ein Brötchen oder Fladenbrot gesteckt und dann gegessen. Das ist auch sehr lecker und bei mehr als 3 kg Fleisch je Stück kann man damit sehr viele Gäste glücklich machen.

Pulled Pork von Martin Frechen Video 3

Die Rezepte
1. Der Dry-Rub
Den Dry Rub mache ich nach dem Rezept ‚Jamacain Jerk’ aus dem sehr empfehlenswertem Grill-Buch „Das Große Smoker Buch“ von K. Aschenbrenner und R. Jaeger. Die nachstehenden Angaben beziehen sich auf ein Stück Schweinenacken mit ca. 3,5 kg Gewicht. Das sind die Zutaten: anstelle von Zwiebelpulver verwende ich 6 EL frisch gehackte rote Zwiebeln, 6 EL Röstzwiebeln, 2 EL Piment frisch im Mörser zerstoßen, 2 EL schwarzer Telly-Cherry-Pfeffer im Mörser zerstoßen, anstatt von Cayenne-Pfeffer zerstoße ich 3-4 getrocknete Chilly-Schoten, 2 EL brauner Zucker, 4 ½ TL getrockneten Thymian und 1 ½ TL geriebenen Muskat. Alle Zutaten vermische ich in einer Schüssel und massiere dann das Fleisch damit von allen Seiten gut ein.

2. Die Butter-Bier-Mixtur
Je 3,5 kg Fleisch nehme ich ca. 200 g Butter, die ich in einem Topf erwärme. Darin schmelze ich eine in Scheiben geschnittene rote Zwiebel und zwei geschnittene frische Knoblauchzehen an. Dazu kommt etwas Bier und Brühe und das Ganze wird mit frisch gemahlenen Pfeffer und Meersalz abschmeckt, so dass es einen kräftigen Geschmack ergibt. Die Flüssigkeit wird durch ein Sieb gegossen, so dass Zwiebeln, Knoblauch und Pfefferkörner, die die Spritze verstopfen könnten, im Sieb verbleiben.

3. Die Barbeque Soße
Ich bin ein großer Fan der ‚Chickasa Hot Sauce’ aus dem ‚Großen Smoker Buch’. Hier bitte die folgenden Zutaten verwenden: 3 Tassen Ketchup, 1 Tasse Zuckerrübensirup, ½ Tasse Rotweinessig, 3 EL Worcestersauce, 2 TL Tabasco, ½ Tasse Limettensaft, ½ fein gehackte rote Zwiebel, 2 Knoblauchzehen fein gehackt, 3 TL Löwensenf mittelscharf, 1 zerstoßene getrocknete Chillischote, 1-2 Tassen Wasser. Alle Zutaten werden in einen Topf gegeben, gut durchmischt und erhitzt. Es wird soviel Wasser dazu gegeben, bis dass eine sämige Flüssigkeit entsteht. Nach einem kurzen Aufkochen in etwa 1 Stunde köcheln lassen und bei Bedarf etwas Wasser hinzufügen.

Gutes Gelingen und Guten Appetit!




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Pulled Pork von Martin Frechen Video 2





















Pulled Pork von Martin Frechen Video 3

Donnerstag, 25. Oktober 2012

Martin Frechen - Barbecue mit Smoker - das Leben nach dem Kugel-Grill



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Nach einigen Jahren des begeisterten Grillens auf einem Kugel-Grill ist Martin Frechen in einer Tageszeitung auf einen Artikel gestoßen, der ihm die Tür zu einem gänzlich neuen Grill-Universum aufgestoßen hat.


Bislang konnte Martin Frechen seine Familie und seine Gäste mit seinem Kugelgrill beeindrucken. Er war sein ganzer Stolz. Grillen war für die meisten seiner Freunde und Bekannten den Grill auf die maximale Temperatur zu erhitzen, alles an Grillgut auf einmal aufzulegen und nachher etwas halb Verkohltes und meist Trockenes zu essen. Von indirektem Grillen, wie es auf einem Kugelgrill möglich ist, hatten die Wenigsten etwas gehört und so waren seine Gäste meist sehr angetan, wenn er den Kugel-Grill befeuerte.


Zurück zu dem Zeitungsartikel. Hier las Martin Frechen von neuen unbekannten Errungenschaften des Grillierens, es wurde geschrieben über Gerätschaften wie Keramikgrill, Smoker und Pellet-Grill und damit verbunden über Verfahren die auf alte Traditionen aus Japan, Afrika und Amerika zurückreichen. Dies hat ihn tief beeindruckt und es kamen Zweifel auf, ob sein Kugel-Grill doch wirklich gut genug war. Es schien mehr zu geben. Martin Frechen wurde zunehmend klar, dass es ein 'after-life' nach dem Kugel-Grill geben musste, eine Parallel-Welt des slow cookings, ein Olymp des Grillens kurz - das echte Barbeque.

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Von diesem Zeitpunkt an ließ Martin Frechen der Gedanke nicht mehr los seine Art zu Grillen auf eine völlig neue Basis zu stellen und so bestellte er sich nach einigen Diskussionen einen Smoker der Marke Rumo. Schließlich war der Tag gekommen und auf einer Palette wurde das 130 kg Ungetüm geliefert. Es war groß, schwarz und schwer. Trotz seines generellen handwerklichen Unvermögens, ist es Martin Frechen mit Hilfe eines guten Freundes gelungen, seinen neuen Smoker zusammenzubauen. Selbstverständlich hat Martin Frechen die beiliegende Bedienungsanleitung trotz mehrfacher Hinweise seiner Frau nicht gelesen. Stattdessen ist er sofort zum Metzger und zum Baumarkt gefahren und brachte Grillgut und Kaminholz zurück. Leider war das in Netze abgepackte Brennholz etwas nass, aber er dachte sich, dass ein wenig Rauch nicht schaden könnte, schließlich hatte er sich ja einen 'Smoker' beschafft. Nun, dem war nicht so. Das erste Ergebnis seines ersten Einsatzes war leider nicht wirklich gut, alles war schwarz, verrußt und schmeckte recht mäßig.


Um die nun folgenden missglückten Versuche nicht alle zu schildern - es wurden tatsächlich zwischenzeitlich Rufe laut wieder zum guten alten Kugelgrill zurückzukehren - kann Martin Frechen rückwirkend empfehlen, gewisse Dinge zu beherzigen, wenn man mit einem Smoker gute Ergebnisse erzielen will.

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Beginnen wir mit dem Feuer. Die eine Möglichkeit ist ein reines Holzfeuer, die andere besteht mit Grillbriketts und zu empfehlen ist eine Mischung aus beiden Brennstoffen. Beim Holz ist eine Restfeuchte von 7-8% ideal. Seit Jahren bezieht Martin Frechen sein Holz von dem Biomassehof aus Kempten im Allgäu. Verwendet werden hier vor allem Buche und Eiche, gespalten in unterschiedlicher Größe und in jedem Paket befindet sich ein kleines Set von Anzündern aus gewachster Holzwolle nebst Streichhölzern. Ist das Holz zu feucht, entwickelt sich zu viel Ruß und im Ergebnis ist das Fleisch recht schwarz. Bei den Grillbriketts nimmt Martin Frechen nur solche, die auf reiner Holzkohle basieren. In den Briketts aus Steinkohlestaub ist Schwefel enthalten, der ihm nicht so sympathisch ist. Die für ihn bequemste Methode ist, die Briketts mit einem Grillkamin zu entzünden, normalerweise sind die Briketts nach 30 Minuten gut durchgeglüht.

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Im Laufe der Jahre haben sich einige Ergänzungen und Accessoires als sehr nützlich erwiesen, die Martin Frechen weiterempfehlen kann. Ein Muss sind die Handschuhe von Outdoor-Chef. Sie schützen so gut vor der Hitze, dass man damit problemlos brennende Holzscheite oder glühende Briketts anfassen kann. Vor allem die Kinder sind davon immer schwer beeindruckt. Für die Zubereitung von Rippchen (4-6 h) oder bei noch längeren Abenteuern (brisket - 12 h, pulled pork - 20 h) ist ein funkgesteuertes Thermometer unerlässlich. Dieses misst die Temperatur in der Garkammer, sowie im Fleisch und überträgt die Daten per Funk, so dass man sehr gut die Temperaturen überwachen kann, ohne permanent neben dem Grill zu stehen. Wer gerne Steaks isst, sollte sich eine gußeiserne Platte kaufen, mit der in der Feuerbox direkt gegrillt wird. Der große Vorteil gegenüber einem Grill-Rost ist, dass das Fleisch sofort versiegelt wird und auch keine Flammen an das Fleisch heran schlagen können. Nicht unbedingt sofort, aber später sollte man sich einen Abstandhalter für die Feuerbox kaufen und auch ein Hitzeleitblech für die Garkammer. All das und auch eine hervorragende Beratung bekommt man von Kim Fleck und seinem Team bei ( www.bbq24.de ).




Nun zum Fleisch, dem eigentlichen Grund des Grillens. Am liebsten isst Martin Frechen die Fleischstücke, die lange brauchen und über einen hohen Fettgehalt verfügen. Durch das langsame Garen bei 100 - 130 Grad über mehrere Stunden, verschwindet ein Großteil des Fetts und das Fleisch wird zart und saftig. Auch empfiehlt es sich bei der Überwachung des Garvorgangs das eine oder andere Bierchen zu trinken. Zu den absoluten Hits gehören Rippchen mit möglichst viel Fleischanteil und zubereitet nach dem absolut genialen Rezept der Spezial Ribs von GutGlut, zu finden unter ( http://www.chefkoch.de/rezepte/1679731276069495/Spezial-Spare-Ribs.html ). Selbst notorische Fleisch-Wenig-Esser, die sich am Rande des Vegetarier-Daseins definieren, konnten nicht widerstehen und haben eingestimmt in das kollektive Abnagen und beträchtliche Mengen vernichtet. Dicht gefolgt kommt das Hühnchen auf der Bierdose bei dem Martin Frechen eine Version in Brine empfehlen kann. Hier wird das Huhn vorher in eine Brine über 24 h eingelegt und bekommt dadurch noch einen Kick an Zartheit und Geschmack der nicht zustande kommt, wenn man es normal mit Gewürzen einreibt.


Schon seit einigen Jahren ist Martin Frechen begeisterter Abonnent von Fire & Food, dem führenden Grill-Magazin. Hier findet man alles, was man braucht: Rezepte, Tests von Grills, Bezugsquellen von Fleisch und toll gemachte Reportagen. Vor einigen Monaten hat Martin Frechen das Buch 'Das große Smoker Buch' von Karsten Ted Aschenbrand/Rudolf Jäger, erschienen im Heel Verlag, geschenkt bekommen, für ihn das beste Grillbuch überhaupt, wenn es um Smoker geht. Hier wird einem von A-Z alles bestens erklärt und vor allem die Soßen, Rubs und Mobbs sind sensationell.


Für Martin Frechen ist das Barbeque mit dem Smoker mittlerweile zu einem kleinen Hobby geworden, dem er im Sommer mit großer Begeisterung nachgeht. Es ist jedoch zu beachten, dass der Zeitaufwand mindestens vergleichbar ist mit einer Runde Golf auf einem 18-Loch-Platz. Aber anders geht es nicht. Schnell, schnell ist genau das Gegenteil von Barbeque. Nur wer sich die Zeit nimmt, wird auch die entsprechenden Ergebnisse erzielen, aber die sind nach einiger Übung jeder Mühe wert.

 

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Freitag, 14. September 2012

Martin Frechen Youtube



Martin Frechen | Steiff – Made in Germany Irrweg nach China 




In meiner (Martin Frechen) Geschichte geht es um einen Wert, der mir besonders in der heutigen schnelllebigen Zeit immer wichtiger ist: Nachhaltigkeit. Mir begegnen tagtäglich Produkte, die nach dem Kauf- und Wegwerf-Prinzip erworben werden – sie spiegeln leider einen großen Teil unserer heutigen Gesellschaft wider. Zum Glück gibt es auf der anderen Seite aber immer mehr Menschen, die auf das Besondere Wert legen und Dinge über
Generationen hinweg vererben. Genau für dieses Prinzip, Produkte für Generationen zu schaffen, steht Steiff, und ich Martin Frechen bin sehr froh, mit dieser Firma alle Möglichkeiten
geschaffen zu haben, dass dies auch in Zukunft möglich ist.




Ein Artikel von Martin Frechen

Der Autor Martin Frechen wurde 1968 in Köln Geboren und arbeitete bis 2010 als Geschäftsführer für die Margarete Steiff GmbH.



Martin Frechen


Im Mai 2006 bin ich, Martin Frechen als Geschäftsführer für Marketing, Vertrieb und Finanzen in die Geschäftsführung der Margarete Steiff GmbH eingetreten. Steiff hatte in der Zeit von 1980 bis 2002 hervorragend von Sammlerartikeln gelebt, doch diese Phase war vorüber. Die Umsätze brachen ein und die neue Unternehmens-Ausrichtung konzentrierte sich auf den Spielwarenbereich. Der Spielwarenmarkt funktioniert jedoch vollkommen anders als der Sammlermarkt Steiff-Produkte sind um ein Mehrfachesteurer als andere Plüschtiere, und mit diesen Preisen, so die damalige Meinung, könnten keine Marktanteile gewonnen werden. Man analysierte daraufhin den Wettbewerb, der ausschließlich in Asien produzieren ließ, und beschloss 2003, einen Teil der Produktion dorthin auszulagern.

Als ich 2006 Geschäftsführer wurde, lief ein Teil der Produktion in Asien, und ich führte dies zunächst fort. Ein Jahr später kam mein Kollege, Herr Wilfried BlömekeTrox, als Technischer Geschäftsführer hinzu, und wir waren uns ziemlich schnell einig, das Engagement in China zu beenden. Auf Dauer würde die Produktion von Steiff in Asien nicht funktionieren, und so war die logische Konsequenz: Wir müssen wieder zurück. Die Grundlage unserer Entscheidung kann ich aus heutiger Sicht in drei Punkte zusammenfassen, die ich nachfolgend ausführen möchte: 1. Fertigkeiten, 2. Langfristigkeit und 3. vollständige Produkt-
Sicherheit.

1 . Fertigkeiten
Dies ist sicherlich der grundlegendste Punkt. Oftmals wird anstelle des Wortes Produktion auch das Wort ,Fertigung’ verwendet. Dahinter steht das Wort ,Fertigkeiten’, und das hat in unserem Fall ausschließlich mit  Menschen und nicht mit Maschinen zu tun. Als die Verlagerung nach Asien begann, gingen wir davon aus, dass es relativ einfach sein würde, unsere Produkte dort herzustellen. Im Nachhinein stellten wir fest, dass wir die Wertschätzung unserem eigenen Können gegenüber viel zu niedrig eingestuft hatten. Viele asiatische Hersteller haben uns nach anfänglicher Begeisterung – wer möchte nicht Steiff als Referenz angeben- schon während der Musterphase abgesagt. Unseren hohen Ansprüchen waren sie nicht gewachsen. Wir stellten fest, dass gerade in solch einem handwerklichen Prozess sehr viele kleine Details eine große Rolle spielen, die schnell unterschätzt werden. Zwar ist es uns gelungen, durch massive Kontrollen und eine  umfangreiche Ausbildung der Arbeiter die gewünschte Qualität zu erzielen, aber es war ein sehr mühsamer Weg, der lange dauerte und durch eine wachsende Fluktuation torpediert wurde. Und dies bringt mich zu meinem zweiten Punkt- Langfristigkeit.

2. Langfristigkeit
Langfristigkeit hat viel mit Berechenbarkeit zu tun. Die Einarbeitungszeit eines Mitarbeiters in der Fertigung beträgt 8-12 Monate, die Fluktuation in Asien betrug ebenfalls etwa ein Jahr und war sehr schwer einzuschätzen. Wir konnten nie sicher sein, wie viele der Mitarbeiter nach dem chinesischen Neujahrsfest zurückkamen. Eröffnete nebenan eine Fabrik mit nur geringfügig besseren Konditionen, waren die Mitarbeiter von heute auf morgen weg. Ein weiterer Punkt waren die Grundmaterialien. Es war nicht einfach, eine Kontinuität in den Grundmaterialien herbeizuführen, wie wir sie von unseren europäischen Lieferanten gewöhnt sind. Mal war die Lieferung wie gewünscht, mal nicht. Allerdings lässt sich ohne Mitarbeiter und ohne Rohware kein Produkt herstellen. Hinzu kam noch eine weitere Gegebenheit, die uns aufgeschreckt hat: die Skandale um Schadstoffe in Spielzeug aus China im Jahr 2007, als andere Hersteller Millionen Spielzeuge zurückrufen mussten. Wir stellten uns die Frage, wie wir ausschließen können, dass sich bedenkliche Stoffe in unseren Vormaterialien befinden oder im Fertigungsprozess in die Produkte gelangen.

3. Sicherheit
Uns war klar, dass wir 100%-ige Sicherheit nur garantieren können, wenn wir alle Prozesse in unseren eigenen Händen halten. Wir benötigen einen geschlossenen Kreislauf. So kam es zu einer Gegebenheit, die wir jetzt als glückliche Wendung beschreiben können: Die Firma Schulte aus Duisburg ist seit 1901 unser Lieferant für Mohair und Alpaca-Plüsche. Schulte hatte 1901 den Mohair erfunden, das ,Fell’ für den Teddybären. Die Webpelze der Firma Schulte sind für uns der wichtigste Rohstoff in der Produktion, da wir damit etwa die Hälfte des Umsatzes generieren. Es gibt kein anderes Unternehmen, das eine vergleichbare Qualität liefern kann. Im Jahr 2008 trat Schulte mit der Offerte an uns heran, die Firma zu übernehmen. Durch diese Übernahme konnten wir uns von der Rohmaterialseite unabhängig machen und haben nun die Möglichkeit, unsere eigenen Grundmaterialien herzustellen. So sind wir in der Lage, den gesamten Produktionsprozessvom Einkauf des Garns über das Weben der Plüsche und alle weiteren Fertigungsschritte bis zum fertigen Produkt- selbst zu bestimmen und damit lückenlos die Qualität der Steiff-Produkte garantieren zu können. Heute sind wir kurz vor dem Abschluss, die gesamte Produktion wieder in den eigenen Werken zu leisten. Durch unsere eigene Weberei und unsere eigenen Produktionsstätten sind wir vollständig unabhängig und können garantieren, dass wir die ,schönsten, besten und sichersten Teddybären und Kuscheltiere der Welt’ herstellen, die hoffentlich Generationen von Kindern Freude bereiten.